Digitalisierung der Arbeitsprozesse steigert die Effizienz

Die Lausitzer Klärtechnik GmbH (LKT) ist mit einer selbst entwickelten Webanwendung Vorreiter der Branche. Eine Lizensierung der Software könnte ein neues Geschäftsfeld ermöglichen.
Für die Lausitzer Klärtechnik GmbH (LKT) aus Luckau ist die Digitalisierung der Arbeitsprozesse ein ständiger Begleiter. Das mittelständische Unternehmen hat eine eigene Webanwendung entwickelt, bei der unterschiedliche Bereiche miteinander verknüpft werden. Servicetechniker/Monteure geben bei der Wartung alle Daten direkt über ein Tablet ein, sodass Einsatzplanung, Rechnungswesen und Warenwirtschaftssystem zeitgleich ihre Prozesse bearbeiten können. Aufwändige Papierakten gehören der Vergangenheit an.
LKT beschäftigt das Thema Digitalisierung seit seiner Gründung. Schritt für Schritt wurden Prozesse umgestellt – von analogen Dokumenten auf eine mittlerweile weitestgehend digitale Verwaltung. Ein wesentlicher Bestanteil der täglichen Arbeit sind regelmäßige Wartungsarbeiten an Kleinkläranlagen. Noch vor wenigen Jahren wurde der komplette Workflow hierzu in Excel abgebildet. Doch die Zahl der Verträge wuchs kontinuierlich und mit ihr der Mitarbeiterstamm. Die Planung wurde immer umfangreicher und war über einzelne Dateien nur noch schwer zu realisieren. „Wir waren an unsere Grenzen gestoßen“, blickt Geschäftsführer Michael Müller zurück.

Arbeitsprozesse schrittweise digitalisiert
Vor fünf Jahren begann die LKT mit der Programmierung eines exakt auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnittenen Webportals – einer cloudbasierten Datenbank, auf die unterschiedliche Mitarbeiter zeitgleich Zugriff erhalten können. „Denn eine geeignete Software für unsere Zwecke gab es nicht“, erinnert sich Torsten Hansen, Abteilungsleiter für Forschung und Entwicklung/Technik.
Die Funktionen des Webportals wurden Schritt für Schritt ausgebaut und verbessert, unter ständiger Beteiligung der Mitarbeiter. Das Programm umfasste zunächst im organisatorischen Bereich u. a. die Einsatzplanung und Koordination der Monteure sowie eine Routenplanung. „Allein durch optimale Streckenführungen und eine flexible Zuordnung haben wir die reine Fahrzeit unserer Monteure um ein Fünftel verringern können“, sagt Torsten Hansen. Zudem konnte nun bei dringend nötigen Reparaturen oder auf Störungen noch schneller reagiert werden.
Ein weiterer Schritt war die Einführung der Datenfernübertragung, die u. a. den Betriebsstand und verschiedene Ereignisse live anzeigt und somit eine Überwachung ermöglicht. Ein Service, der immer häufiger von Kunden in Anspruch genommen wird, da nicht jeder seine Anlage ständig im Blick behalten möchte. Bis zu einem gewissen Grad ist eine Wartung sogar aus der Ferne möglich, so kann beispielsweise bei Bedarf die Belüftungszeit reguliert werden.

Tablets für jeden Servicetechniker/Monteur
Während die Verwaltung inzwischen weitestgehend digital arbeitete, wurden die Wartungsberichte noch analog mit einem Stift ausgefüllt. Da bot es sich an, auch diesen Bereich umzustellen. Nach Beratungen mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Cottbus zur Implementierung der Tablets bei den Servicetechnikern/Monteuren war es dann im März 2020 soweit: Alle zwölf Monteure wurden mit Tablets ausgestattet. Papierformulare gehörten seitdem der Vergangenheit an. „Wir waren überrascht, mit welcher Begeisterung unsere Mitarbeiter die neue Technik angenommen haben, egal ob sie 20 oder 60 Jahre alt sind“, freut sich Torsten Hansen.
Die Arbeitserleichterungen sind vielseitig. Neben der Auftragsübersicht mit allen anstehenden Wartungen, navigiert ein Routenplaner den Monteur direkt zum Kunden. Das Programm zeigt alle wichtigen Informationen zur entsprechenden Anlage und gleich die richtigen Formulare an. Nach dem Ausfüllen einer Checkliste werden vom System automatisch ein Wartungsbericht erstellt und die Daten für eine Rechnungserstellung vorbereitet. Der Anlagenbetreiber erhält den Wartungsbericht per E-Mail zugesandt, einschließlich Hinweisen bzw. Erinnerungen zur bevorstehenden Schlammabfuhr. Bestandteil der Wartung ist zudem eine Überprüfung der Abwasserqualität, deren Ergebnisse u. a. an die Unteren Wasserbehörden gemeldet werden.

Kontinuierliche Weiterentwicklung
In den folgenden Monaten wurden die Prozesse weiter optimiert und dabei die Erfahrungen und Vorschläge der Mitarbeiter berücksichtigt. Die Transporter der Monteure sind beispielsweise eine Art rollendes Lager, um für alle Einsatzzwecke das vollständige Material zur Verfügung zu haben. Da sich der Kundenstamm von LKT über nahezu ganz Ostdeutschland erstreckt, kommen jedoch nicht alle Fahrer täglich zum Hauptstandort zurück. Das Webportal wurde daher auch mit dem internen Warenwirtschaftssystem verbunden, um nach abgeschlossenen Wartungseinsätzen automatisch auswerten zu können, welche Materialien verbraucht wurden und welche ggf. nachbestellt werden müssen. Die Materialzuführung wird dabei effizient über das System gesteuert, um Wege und Kosten zu sparen.
Die Digitalisierung der Arbeitsprozesse hat sich auf verschiedenen Ebenen ausgezahlt und dabei auch während der schwierigen Corona-Krise geholfen. So können beispielsweise Mitarbeitende im Homeoffice arbeiten, was für sie vor allem bei geschlossenen Kitas eine erhebliche Erleichterung darstellt. Ein weiterer Vorteil des Webportals ist die Möglichkeit zur Evaluation. „Alle Informationen zu unseren Anlagen werden in einer digitalen Datenbank gesammelt und können schnell ausgewertet werden“, erklärt Torsten Hansen. Eine weitere Funktion soll in Zukunft die digitale Terminvergabe und Bestätigung werden.

Neuer Geschäftszweig in Planung
LKT hat seine selbst entwickelten Lösungen inzwischen auf Fachtagungen vorgestellt. „Die Anwendung ist einzigartig und hat großen Zuspruch erhalten, denn niemand in der Branche ist soweit wie wir“, sagt Michael Müller. Aus diesem Grund gebe es Überlegungen, die Software über eine Lizenzierung zu verbreiten. Mit diesem Thema beschäftige sich derzeit eine Studentin der BTU Cottbus-Senftenberg in ihrer Bachelor-Arbeit. Dabei werde auch ein Businessmodell entworfen, um zu sehen, ob sich eine „Software-Vermietung“ als neuer Geschäftszweig eignet.

Blick in die Zukunft
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte ein nächstes Thema werden, blickt Müller voraus. LKT wolle auch hier am Puls der Zeit bleiben. „Denn oberstes Zielt ist es, unsere Industriearbeitsplätze in der Region zu erhalten.“ Eine Zusammenarbeit in diesem Bereich mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Cottbus und der BTU Cottbus-Senftenberg ist bereits angedacht.

Zum Unternehmen
Die Lausitzer Klärtechnik GmbH entwickelt, produziert und vermarktet seit 2004 am Standort Luckau-Duben umwelttechnische Anlagen für die dezentrale Abwasserreinigung. Dazu gehören Pumpstationen, Regenwasserzisternen und vollbiologische Kleinkläranlagen für 2 bis 50 Personen sowie Großanlagen für 51 bis 5.000 Menschen. Gemeinsame Forschungsprojekte mit der BTU Cottbus-Senftenberg sichern die ständige Weiterentwicklung und Optimierung des gesamten Know-hows.

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