Nachhaltige Geschäftsmodellerweiterung
Projektstatus
Planung
Durchführung
Dokumentation
Hintergrund
Über das Unternehmen
Die Technische Bürsten GmbH in Spremberg ist eines der traditionsreichsten Unternehmen der Stadt. 1833 als Bürstenfabrik für die Lausitzer Textilindustrie gegründet, hat sich das Sortiment ständig ausgeweitet. Heute umfasst es Drahtbürsten der verschiedensten Art für Haushalt, Industrie, Handwerk und Hobby. Das Unternehmen ist auf vielen Märkten der Welt präsent.
Das Sortiment wird ständig qualitativ und entsprechend den Anwenderpotentialen erweitert. Sonderanfertigungen an Bürsten werden auf Wunsch der Kunden gefertigt. Qualität wird nicht gleich gesehen, aber erlebt, wenn die Spremberger Bürste einfach länger hält. Das Qualitätsmerkmal ist die Standzeit. Heute hat das Unternehmen über tausend direkte Kundenbeziehungen. Die Chancen für die Technischen Bürsten liegen im Export. Das ständige Bemühen besteht in der Erschließung neuer Märkte.
Weitere Informationen unter: https://technische-buersten.com/ und https://www.raeucherwelt.eu/
“Ein Unternehmen zu übernehmen und im Sinne der Nachhaltigkeit umzustrukturieren erfordert eine ehrliche und ungeschönte Auseinandersetzung mit den täglichen Prozessen. Was möchten wir erhalten!? Was besser erneuern!? Und wie können wir uns sinnvoll erweitern!? Das sind die Fragen und Herausforderungen denen wir uns täglich stellen.“
– Mathias Bahl, Geschäftsführung Technische Bürsten GmbH Spremberg
Herausforderung
Im Traditionsunternehmen Technische Bürsten Spremberg (TBS), welches seit 1833 besteht, sind Lieferantenbeziehungen, Produktionsverfahren und Vertriebsstrukturen für ca. 4.000 Produkte etabliert. Seit dem Wechsel in der Geschäftsführung 2019 weht frischer Wind im Unternehmen. Der Ingenieur Mathias Bahl kehrte mit der Intention, etwas zurückzugeben und nachhaltig zu bewirken, nach Studium und diversen Arbeitsstationen zurück in seine Heimat. In der eher strukturschwachen Region liegt ein Fokus im Erhalt von Arbeitsplätzen; sein Engagement geht aber darüber hinaus. Er möchte das Unternehmen zukunftsfähig positionieren. Energieeffizienz und ökologische Gebäudedämmung, Zusammenarbeit mit dem Behindertenwerk Spremberg sowie die Implementierung von Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft bspw. durch das Upcyclen von Reststoffen aus der Produktion sind nur einige der Themen, die ihn und sein Team derzeit beschäftigen. Die Liste ist lang, doch wo fängt man an, ohne sich zu verzetteln? An diesem Punkt wurde die Notwendigkeit für eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie offensichtlich.
Ein hervorstechender Aspekt war der hohe Holzausschuss bei der Produktion der Bürstenkörper. Mit bis zu 70% Verschnitt an Rotbuche gehen hohe wirtschaftliche und ökologische Einbußen einher. Für den Verschnitt sollen neue Geschäftsmodelle eröffnet werden. Da gerade bei den Themen, Upcycling und Kreislaufwirtschaft der direkte Kontakt zu Endkund*innen einen entscheidenden Faktor darstellt, formulierte das Team der TBS das Ziel bestehende und neue Produkte des Unternehmens künftig neben dem Großhandel (B2B) auch direkt online an die Endkund*innen (B2C) zu vertreiben. Wie verändert dieses Ziel das Geschäftsmodell und wie trägt es zur nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens bei? Die Motivation ist so groß wie die Herausforderungen.
Lösung
Phase 1: Nachhaltigkeitsstrategie
Unternehmerische Verantwortung für eine zukunftsfähige Unternehmensentwicklung zu übernehmen bedeutet heute, sich Herausforderungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zu stellen. Integrierte Nachhaltigkeitsmodelle gehen davon aus, dass Nachhaltigkeit nicht bedeutet Gewinne zu erwirtschaften, die dann in Umwelt- und Sozialprojekte fließen, sondern Gewinne bereits umwelt- und sozialverträglich zu erwirtschaften. Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit werden in ihrer Beziehung und Abhängigkeit zueinander betrachtet. Keine Wirtschaft ohne Gesellschaft, keine Gesellschaft ohne Ökologie. In der ersten Phase des Projektes werden Herausforderungen und Potentiale des Unternehmens entlang der gesamten Wertschöpfungskette identifiziert. Die abgeleiteten Themen werden priorisiert und in einen Handlungsleitfaden für das Unternehmen überführt.
Phase 2: Nachhaltige Geschäftsmodellentwicklung durch den Aufbau eines digitalen Direktvertriebs
Der Aufbau eines digitalen Direktvertriebs durch einen Online Shop ist ein aufwändiger Prozess, der das Unternehmen in die digitale Zukunft führen und einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten kann. Neben Auswahl, Aufbau und Betrieb eines Shopsystems, der Entwicklung eines Produktportfolios und der Auswahl von Verpackungsmaterialien für die Versandlogistik sind es auch neue Kundengruppen, die erreicht und angesprochen werden müssen. Das Team der TBS lebt neben dem laufenden Tagesgeschäft die Haltung eines Start-Ups, das mit dem Aufbau des Online Shops https://raeucherwelt.eu Stück für Stück ein neues Geschäftsmodell etablieren möchte. Da es von Beginn an angedacht war, dass der Shop den Prinzipien der Circular Economy folgen soll, wird auch die Nachhaltigkeit bei der Geschäftsmodellentwicklung berücksichtigt.
Umsetzung
Das Digitalisierungsprojekt wird als Kooperationsprojekt der Mittelstand 4.0 Kompetenzzentren eStandards, Kommunikation und Cottbus durchgeführt.
Phase 1: Analyse der Wertschöpfungskette und Roadmapping
Für die Identifikation nachhaltigkeitsrelevanter Herausforderungen und Potentiale bietet sich eine Analyse der Wertschöpfungskette eines Unternehmens an. Von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Nutzung durch den Konsumenten sowie der anschließenden Entsorgung bzw. Recyclings werden alle Phasen des Produktlebenszyklus analysiert. Im Rahmen der Analyse werden so Handlungsfelder in den Bereichen Ökonomie, Soziales und Ökologie identifiziert und priorisiert. In einem zweiten Schritt wurden die einzelnen Handlungsfelder sortiert und für die Umsetzung relevante Aktivitäten, Stakeholder und der geplante Ressourcen- und Zeitinvest analysiert. Zudem wird identifiziert, welche Partnerschaften TBS bei der Umsetzung unterstützen können. Letztlich werden die einzelnen Handlungsfelder in einer Timeline übersichtlich dargestellt.
Phase 2: Aus Kundensicht ein nachhaltiges Wertangebot entwickeln (aktuell laufend)
Das Wissen über Märkte und Kunden ist einer der essentiellen Ausgangspunkte zur Entwicklung eines Produktportfolios und einer zielgerichteten Marketingstrategie. An wen richtet sich das Angebot und wen spreche ich wie an? Nach einem Einblick in den Status Quo des Projektes und einem Exkurs zur Zukunftsvision der Teammitglieder des Unternehmens, werden in einem Brainstorming potentielle Zielgruppen identifiziert, geordnet und priorisiert. Basierend auf ausgewählten Kundensegmenten entwickelt das Team fiktive Personas. Anhand dieser Personas kann mittels mehrerer Empathy Maps ein qualitatives Verständnis für die Bedürfnisse der jeweiligen Persona entwickelt werden. Die identifizierten Bedürfnisse dienten anschießend als Grundlage für die Entwicklung des nachhaltigkeitsorientierten Angebotes, der Kommunikation und des entsprechenden Geschäftsmodells des Online Shops.
Im weiteren Verlauf des Projektes wird u.a. das Thema nachhaltigkeitsorientiertes Content Marketing für erfolgreiche Suchmaschinenoptimierung des Online Shop https://www.raeucherwelt.eu/ thematisiert. Weitere Informationen und Ergebnisse folgen.
Dokumentation
Nach Abschluss des Projektes wird an dieser Stelle ein Factsheet mit relevanten Informationen zum Download angeboten. Haben Sie Interesse an weiterführenden Unterlagen und Austausch zum Projekt, wenden Sie sich bitte direkt an die Ansprechpartner des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Cottbus.
Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Cottbus, c/o Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Schicklerstr. 5, 16225 Eberswalde, m40@hnee.de, Tel.: 03334 / 657 -436 Herr Gerrit Neuhaus