Künstliche Intelligenz zwischen Mythos und Wahrheit Teil 1

Betrachtet man die Darstellungen in Literatur und Filmen, verwundert das nicht - denken Sie an Terminator, iRobot oder Ex Machina. Allzu oft ist KI darin allmächtig, aber schlecht gelaunt und Zerstörung ihr Ziel. Auf der anderen Seite steht die Vorstellung, dass KI alle menschlichen Probleme lösen wird. Wie so oft liegt die Wahrheit vermutlich irgendwo dazwischen. Wir beleuchten ausgewählte Mythen in unserer zweiteiligen Reihe ein wenig näher. Heute widmen wir uns der Objektivität von KI und dem Mythos des Jobkillers.

Objektivität

Die Vision von Objektivität

Ob in der Schule beim Test, beim Personalrecruiting oder im Gericht. An vielen Stellen müssen Menschen andere Menschen bewerten auf der Grundlage von Leistungen, Fähigkeiten oder Tatsachen. Dabei sollte jegliche subjektive Wahrnehmung den Entscheidungsprozess nicht beeinflussen. Doch wie objektiv können Entscheidungen überhaupt sein, wenn selbst die Relativitätstheorie zeigt, dass die Messung von Raum und Zeit wahlweise zwischen Bezugspunkten variiert. Sogar die Aussage, dass es keine absolute Objektivität gibt, ist am Ende nur eine subjektive Einschätzung seiner selbst.

KI als unabhängige dritte Partei?

Die künstliche Intelligenz als Teilgebiet der Informatik scheint durch seinen absolut logischen Aufbau von jeglicher Subjektivität befreit zu sein. Aus diesem Grund erscheinen immer wieder neue Konzepte zur objektiven Bewertung. So kommen bereits datengetriebene Algorithmen im Einstellungsverfahren von neuen Mitarbeitern zu Einsatz. Basierend auf der Sprache und Wortwahl während eines Bewerbungsgesprächs werden Portfolios erstellt, die die Persönlichkeit des Bewerbers in Zahlen wiederspiegelt.


KI lernt auch nur vom Menschen

Bei allem Fortschritt darf jedoch nicht vergessen werden, dass diese Algorithmen auch nur von Menschen lernen. In der Vergangenheit wurden schon verschiedene negative Beispiele aufgezeigt. So wurde beispielsweise das Foto von einer Gruppe Menschen irrtümlich von einem Algorithmus als „Gorillas“ eingeordnet. Ein weiteres erstaunliches Beispiel zeigt der Dokumentarfilm „Coded Bias“. Darin wird unter anderem von vorurteilsbehafteten Algorithmen berichtet und den ethnischen Problemen bei der Gesichtserkennung.

KI und Arbeitsplätze

Das Thema wird seit langem und immer wieder heiß und oft sehr emotional diskutiert. Blickt man in der Geschichte zurück, brachten technische Neuerungen stets tiefgreifende Veränderungen für Arbeitnehmende und Arbeitgebende mit sich. Auch die Digitalisierung macht hier keine Ausnahme. Wurde in der Vergangenheit zunächst die Handarbeit mehr und mehr durch maschinelle Verarbeitung abgelöst, können heute Arbeitsplätze und menschliche Tätigkeiten, die ein Algorithmus ausführen kann, durch KI ersetzt werden.

Computer verarbeiten in rasender Geschwindigkeit unzählige Daten, analysieren Texte, Bilder sowie Sprachsignale und erstellen Prognosen. Insbesondere bei Spezialaufgaben könnte KI in Zukunft besser sein, als der Mensch.

Nimmt uns KI die Jobs weg?

Was zunächst nach einem Schreckgespenst klingt, kann auch eine Entlastung für den Menschen sein und Arbeitsbedingungen verbessern. Studien von Workfront und McKinsey zufolge, verbringen Arbeitnehmende nur rund 40% Ihrer Arbeitszeit mit ihren Kernaufgaben. Zeitfresser sind u.a. die Bearbeitung von E-Mails und manuelle oder sich wiederholende Verwaltungsaufgaben. Hier kann KI mit Tools zur Automatisierung die Produktivität steigern, indem sie zeitintensive Routineaufgaben übernimmt. Auch für schwierige Aufgaben, wie die Planung von komplexen Logistik-Ketten und Liefersystemen, kann KI eingesetzt werden und Experten unterstützen. Menschen und Maschinen arbeiten zusammen, statt gegeneinander. Aufgaben und Berufe die Kreativität, Fantasie oder eine hohe soziale Kompetenz erfordern bleiben bisher allerdings dem Menschen vorbehalten. KI kann zwar aus vorhandenen Daten lernen, aber nichts Neues aus eigenem Antrieb erschaffen.

 

Quelle: Canva

 

KI verändert die Arbeitswelt

Wie mit jeder neuen Technologie, werden Jobs wegfallen, aber auch neue entstehen. Es braucht Fachkräfte, die sich mit den Computern befassen, Algorithmen programmieren und die Systeme bedienen. Umso mehr gewinnen Weiterbildung, lebenslanges Lernen und flexibel gestaltbare Ausbildungsinhalte an Bedeutung, um sich den verändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Wer weiß, welche Berufe es in der Zukunft geben wird, die wir heute noch gar nicht kennen? Dennoch, manche Berufe werden unwiederbringlich wegfallen und vermutlich können nicht alle Arbeitnehmenden durch Umschulungen aufgefangen werden. Die digitale Revolution erfordert somit auch politische Lösungen, um diese gesellschaftlichen Umbrüche zu bewältigen.

Für die Mutigen zum Ausprobieren: Die, mit einem Augenzwinkern zu betrachtende, Website willrobotstakemyjob.com zeigt die prozentuale Wahrscheinlichkeit, mit der Ihr Job zukünftig von Maschinen übernommen wird.

 

Quellen:

Ludwig Fischer: Perspektive und Rahmung. Zur Geschichte einer Konstruktion von ‚Natur‘, in: Harro Segeberg (Hg.), Die Mobilisierung des Sehens. Zur Vor- und Frühgeschichte des Films in Literatur und Kunst. Mediengeschichte des Films, Bd. 1, München: Fink 1996, S. 69–96.

Workfront: "State of Work 2020", S.9

https://www.fr.de/meinung/absolute-objektivitaet-gibt-nicht-11413493.html, letzter Zugriff: 01.07.2021.

https://talentcube.de/kommunikationsanalyse/, letzter Zugriff: 30.06.2021.

https://www.scinexx.de/dossierartikel/wie-objektiv-ist-die-ki/, letzter Zugriff: 01.07.2021.

https://en.wikipedia.org/wiki/Coded_Bias, letzter Zugriff: 01.07.2021.

https://www.ingenieur.de/karriere/arbeitsleben/alltag/kuenstliche-intelligenz-sind-unsere-arbeitsplaetze-nun-bedroht-oder-nicht/, letzter Zugriff: 30.06.2021.

https://www.ki.nrw/ki-mythen/, letzter Zugriff: 01.07.2021.